Zeitumstellung / Wintersonnenwende

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Nestor Carigno
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Zeitumstellung / Wintersonnenwende

Ungelesener Beitrag von Nestor Carigno »

A) Zeitumstellung

[Achtung, Prosa!]

Zeitumstellung ist heute. Um der Zeit Ihre Stellung in der Alltagsmachthierarchie zu nehmen, umgehe ich sie in Umwegen. Wegen ihr bin ich schließlich hier gelandet. Land der Antriebslosen, Land der Triebentlösten, das Los der Antreiber, der Trieb der Landlosen. Ich treibe im Wildbach der freischlüssigen Entscheidungen, immer darauf bedacht, die Enden der begonnenen Etappen nicht all zu sehr ins Auge zu fassen. Der Zeit will ich ein Schnippchen schlagen.
Sie soll heute Nacht mein Tippen ertragen.
Ich schenke meine Aufmerksamkeit jeder Gelegenheit, ob objektlich, organisch oder ätherisch. Selbst der Wind zog mich schon in seinen Bann. Doch auch das, irgendwann, musste einmal sein Ende haben. Selbst der Wind lässt sich nicht ewig durchblicken. Und so weit, wie es den Wind zieht, wendet sich kein Blatt, dass auf der anderen Seite, man ihn wieder erblickte. Dies müsste schon ein Wiederkehrender sein. Einer, der mehrmals die Stube, die Wiese oder das wellenschlagende Wasser fegt. Um sich dann wieder zu legen.

Wo sich wohl Winde zum Schlafen und Träumen hinlegen, denke ich. Müssen doch auch wieder ruhen und sich von den Strapazen erholen. Immerzu Hochs und Tiefs, beständiger Druck, kaum ein stiller Ort zum Verweilen – und wenn dann doch, droht höchste Gefahr. Ein eingeschlossener Zug, dem man dreist die Türen vorne und hinten verschließt, ist doch am Ende – Bahnhofsgelände. Aufs Abstellgleis verbannt und auf eine halbe Ewigkeit verdammt, um als Museumszug oder Schulhof-Zugattrappe dem starren Zweck der Aus-Stellung zu dienen.
Was für eine Trostlosigkeit, heute noch Riesengleich Bäume umwerfen und Häuser entdachen, und mit einem einzigen doppelten Türknall zu einem Nichts reduziert.


B) Wintersonnenwende

Die Zeit, die sich heute jedenfalls umstellt, ist jene der Verdunkelung. Mit einem einfachen Münzseitenwechsel, einem phasenlosen, absolut momentanem, weil punktuellen Umschwung, wie jenem vom Wellental zum Wellenberg – vertikal gesehen – oder dem vom Wellenaufstieg zum Wellenabstieg – eben horizontal – nimmt ab heute hier in Mitteleuropa die tageshelle Zeit wieder zu. Während, bis zu diesem unbegrenzt minimal – ja eigentlich zeitlosen – „Augenblick“ (ein Wort, das für diese Kürze komplett unzureichend ist, man halte sich nur einmal all die magischen, sich schier ewig anmutenden Augenblicke magischer, intermenschlicher Transzendenzen vor Augen), ...nun, während eben bis zu diesem Punkt in der Zeit die Phasen der Dunkelheit bislang von Tag zu Tag und Nacht zu Nacht immerzu länger wurden, ist nun mit einem Schlag die Helligkeit am Aufschwung.

Die Königin der Nacht ist tot! Lang lebe die Königin des Tages! Noch jung ist sie, freilich, doch unnachgiebig. Heranwachsen muss sie, und sich beweisen gegen die dunkle Vorherrschaft. Und ich sehe es an Ihrem Kleid, dass zu lange zu erblicken ich nicht wage, da um mein Augenlicht ich fürchte, ich sehe dennoch: sie wird siegreich sein. Auch wenn nur für ihre Zeit, ihr Imperium temporarius, angezählt und endlich.

Die Königin der Nacht erzittert, mitten in der sternenklarsten Nacht des bisherigen, eisbissigen Winters, mitten in Ihrem letzten großen Aufstieg - auch wenn es nicht ihr letztes Aufbäumen gewesen sein wird, nicht ihr letzter Aufschrei – mitten in der Nacht, in welcher Minusgrade sich in ihrer Unterwürfigkeit unterbieten – genau in diesem Höhepunkte der Tiefe, stellt sich ein Hebel um.
Nein er springt um. Wie ein gigantisches, Galaxien-umfassendes Uhrenpendel, dass von der einen äußersten Seite bislang immerzu hinab und hinab gestürzt und gefallen ist, in seiner vorgegebenen Bahn, und justament den Tick erreicht, welchen es zum abermaligen Anstieg auf die andere Seite wechseln lässt.
Zuletzt geändert von Nestor Carigno am Dienstag 21. Januar 2020, 00:11, insgesamt 13-mal geändert.
Nestor Carigno
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Hintergrund-Info

Ungelesener Beitrag von Nestor Carigno »

Hintergrund-Info:

Die heurige Wintersonnenwende (der Nordhalbkugel) findet am 21.12. (2018) statt.

Der früheste Sonnenuntergang des Jahres war aber schon heute (um ca. 16 Uhr 15).

Sonnenwenden bzw. Sonnwenden (lat. solstitium – dt. Stillstand der Sonne) bezeichnen ein astronomisches Phänomen, bei dem die Sonne im Laufe des Jahres den größten nördlichen oder südlichen Abstand zum Himmelsäquator der Erde erreicht.

Ab diesem Zeitpunkt kehrt unser Mutterstern aufgrund der Schiefe der Ekliptik seine Deklinationsbewegung aus Sicht der Erde um und nähert sich dem Himmelsäquator wieder an. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, weshalb man hier in der Antike bildreich auch vom Stillstand der Sonne gesprochen hat.

Diese maximale Deklination erreicht die Sonne genau zwei Mal pro Jahr: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators, woraus sich dann die Bezeichnungen Sommersonnenwende und Wintersonnenwende ergeben. Nord- und Südhalbkugel verhalten sich diesbezüglich allerdings spiegelverkehrt. D.h. wenn auf der Nordhalbkugel der Winter beginnt, bereitet sich die südliche Hemisphäre auf den Sommer vor. Im Detail ergibt sich daraus für die hiesige Nordhalbkugel folgende kalendarische Verortung:

Sommersonnenwende: Am 20., 21. oder 22. Juni erreicht die Sonne ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont. Sie markiert in vielen Ländern der Nordhalbkugel zugleich auch den astronomischen bzw. kalendarischen Sommerbeginn.
Wintersonnenwende: 21. oder 22. Dezember. Die Sonne erreicht über der nördlichen Hemisphäre den niedrigsten Mittagsstand über dem Horizont und entsprechend gilt dieser Zeitpunkt als astronomischer Beginn des Winters.

Die Sonnenwenden gehören damit zu insgesamt vier Ereignissen, die Wendepunkte im astronomischen Jahr markieren. Neben den beiden zuvor genannten Phänomenen gibt es in diesem Kontext auch noch die sogenannten Tag-Nacht-Gleichen. Sie bezeichnen den Beginn des astronomischen Frühlings (um den 20. März) und des Herbstes (um den 23. September).

[...]

Darüber hinaus ist der kürzeste Tag des Jahres nicht mit dem frühesten Sonnenuntergang bzw. spätesten Sonnenaufgang gleich zu setzen. Diese erfolgen aufgrund der sogenannten Zeitgleichung (= Differenz zwischen wahrer Sonnenzeit und mittlerer Ortszeit) jeweils zehn Tage vorher bzw. später.

Quelle u.a.:
https://www.kuriose-feiertage.de/wintersonnenwende/
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